Sonntag, 20. September 1959:
"Das Jugendfreizeitheim – es heißt
Ludwig-Wolker-Haus – ist fertig; es erhält durch unseren Bischof die
Weihe. Mit der Fertigstellung des Hauses fällt nun aber die volle
Verantwortung dafür auf das Jugendwerk St. Michael." (Der 1. Vorsitzende
des Jugendwerks, Max Will, zur Einweihung des Hauses)
Dezember 1963:
Das Jugendhaus der Diözese, das seine
Entstehung dem Jugendwerk St. Michael verdankt, hat sich auch im Jahre
1963 als eine segensreiche Einrichtung bewährt.
- 30 Schulungskurse
- 22 Freizeiten
- 6 Einkehrtage
- 21 Schulendkurse
Teilnehmer insgesamt 1972:
Übernachtungen insgesamt: 6000.
Das Haus ist mehr und mehr zum eigentlichen Jugendhaus der Diözese geworden. (Aus dem Bericht an die Mitglieder des Jugendwerks)
Das Jugendwerk beschließt eine Erweiterung
des Hauses. Die Segnung des neuen Hauses erfolgt auf der
Diözesankonferenz der Führerschaft am 13. Februar 1965 durch den Fuldaer
Bischof Dr. Adolf Bolte.
Die Fuldaer Zeitung titelt: „Moderner Raum für eine zeitgemäße Bildungsarbeit”.
14. Februar 1975:
„Echte Stätte der Jugendbegegnung. Fast
auf den Tag genau zehn Jahre später am Freitag, 14. Februar wurde durch
den Generalvikar der Diözese Fulda, Paul Burschel, der neue
Erweiterungsbau eingeweiht. … Im Neubau stehen nach der Erweiterung 48
Betten in 16 Schlafräumen, vier Einzelzimmer für Referenten und
Aufsichtspersonal sowie ein Filmraum und ein Arbeitsgruppenzimmer zur
Verfügung.” (aus der Fuldaer Zeitung)
1995: Renovierung des gesamten Hauses. Neugestaltung des Speiseraums, Einrichtung zeitgemäßer Arbeitsräume.
2002: Der Zugang zum Haus erhält ein neues, einladendes Gesicht.
2003: Die Zimmer für Referenten und Aufsichtspersonal werden mit Nasszellen ausgestattet.
Wer war Ludwig Wolker?
Ludwig Wolker war eine führende Gestalt
der katholischen Jugendbewegung und Mitbegründer vom “Bund der Deutschen Katholischen Jugend” (BDKJ).
Er wurde am 08. April 1887 in München als
Sohn eines Oberzollrates geboren. Der Vater war bis kurz vor seinem Tod
bekennender Protestant, so dass Ludwig Wolker den Wechsel vom Medizin-
zum Theologiestudium verheimlichen musste. Zwei der drei Schwestern
traten ins Kloster ein.
Nach seinem Studium in Innsbruck und
München wurde Ludwig Wolker am 29. Juni 1912 in Freising zum Priester
geweiht. Erste Stationen waren Oberaudorf, Salzburghofen und St. Peter
in München. Dort gehörte es zu den Amtspflichten, dem Kolpingverein
vorzustehen. Durch organisatorische Veränderungen und ein breiteres
inhaltliches Angebot steigerte der junge Kaplan die
Mitgliederzahl erheblich. Seine besondere Begabung im Umgang mit jungen
Menschen trat zutage.
Die Übernahme weiterer Ämter war nur eine
Frage der Zeit. 1925 wirkte er bereits als Diözesan-Landpräses der
katholischen Jungmännervereinigung und zugleich als Studienrat an
Münchener Berufsschulen. Seine pädagogischen Impulse und die Herausgabe
einer Jugendzeitschrift (Jung-München) machten ihn über die Grenzen
seines engeren Wirkens hinaus bekannt. Durch die Wahl 1926 an die Spitze
der Jungmännerbewegung (KJMV) war ein Wechsel nach Düsseldorf
erforderlich.
Ludwig Wolker war zugleich 1. Vorsitzender
der Deutschen Jugendkraft, dem Reichsverband für Leibesübungen in
katholischen Vereinen. Dem Sport maß er eine besondere Rolle für die
Entwicklung der Jugendlichen bei. Er band die Jugendlichen stark in die
organisatorische Verbandsarbeit mit ein. Neben einer
religiös-kirchlichen, einer erzieherischen und einer sozial-caritativen
Aufgabe wies Ludwig Wolker der Verbandsarbeit seit Beginn der 30er Jahre
auch eine volkspolitische Aufgabe zu. Unter seiner Leitung war der KJMV
in Bezug auf die männliche Bevölkerung zum zahlenmäßig stärksten und
bestorganisierten Jugendverband Deutschlands geworden.
Sein Bestreben war es, die
religiös-weltanschauliche Prägung weiten Teilen der Jugend auch unter
den geänderten politischen Verhältnissen des nationalsozialistischen
Regimes vermitteln zu können. In Loyalität zum Episkopat bemühte er sich
immer wieder Position zu beziehen und auf drohende Gefahren
hinzuweisen. Wenngleich er anfänglich den Totalitätsanspruch des Regimes
nicht hinreichend erfasste, legte er bereits im Laufe des Jahres 1933
die begrenzte Kooperationsbereitschaft ab und wurde zum Verfechter der
Rechtsposition der katholischen Verbände. Die offen gehaltenen
Ausführungsbestimmungen zu Artikel 31 (Schutz und Eigenständigkeit
katholischer Verbände) des Reichskonkordates erschwerten die mühsamen
Verhandlungen.
Trotz einer schweren Erkrankung 1934
kämpfte er bis zuletzt gegen die Auflösung der Jugendverbände. Am 6.
Februar 1936 wurde er zusammen mit 57 anderen Mitarbeitern des
Jugendhauses in Düsseldorf verhaftet. Die Anklage lautete auf Kontakt zu
illegalen kommunistischen Gruppen. Ludwig Wolker konnte den Vorwurf
entkräften und wurde drei Monate später aus der Haft entlassen.
Nach dem Verbot der Verbände erwies es
sich als notwendig, neue organisatorische Formen der Jugendarbeit zu
finden. Wolkers Einsatz für solche Formen (z.B. der Bekenntnistag am 7.
Juni 1936) zahlte sich aus. 1937 wurden auch die Diözesanverbände des
KJMV aufgelöst, sein Schrifttum (Die Wacht und Am Scheideweg) verboten.
1939 wurde das Jugendhaus von der Gestapo beschlagnahmt, Wolker kehrte
in seine Heimat zurück
Während der Kriegsjahre leitete er
zahlreiche Exerzitienkurse und versuchte brieflich mit den jugendlichen
Weggefährten, die im Fronteinsatz standen, Kontakt zu halten. Nach dem
Krieg versuchte er sofort wieder, die verbandliche Arbeit neu zu
organisieren. Auf Beschluss der Werler Bischofskonferenz (4. – 6.Juli
1945) wurde die Wiederherstellung der katholischen Vereine und Verbände
wie vor 1933 verworfen. Stattdessen sollte eine Neuordnung der
Laienaktivität im Sinne der Katholischen Aktion vorgenommen werden. Der
KJMV wurde nicht wieder gegründet, da die Bischöfe den
kirchenorganisatorischen Aufbau der Jugendarbeit nach Bistum, Dekanat
und Pfarrei bevorzugten. Wolker wurde mit der Koordination der neu zu
entwerfenden, stärker bischöflichen beeinflussbaren kirchlichen
Jugendarbeit betraut.
Kardinal Frings berief ihn zum Rektor von
Altenberg und zum Leiter der Bischöflichen Hauptarbeitsstelle für
Jugendseelsorge. Erst 1947 konnte nach langwierigen Verhandlungen die
Bundesordnung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ)
verabschiedet werden. Ludwig Wolker selbst übernahm das Amt des
geistlichen Leiters der Mannesjugend im BDKJ und behielt den Vorsitz der
DJK. 1950 trug er wesentlich zur Einigung der Sportverbände im
Deutschen Sportbund bei, dessen Vorstand er fortan angehörte. Auch dem
Nationalen Olympischen Komitee gehörte er ab diesem Jahr an. Für seine
Verdienste wurde Wolker 1952 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Er
fühlte sich jedoch in seinen neuen Funktionen nicht mehr wohl, sein
Einfluss schwand, es war nicht mehr die Verbandsarbeit früherer Tage,
sondern geprägt von Kompromissen verschiedener Bestrebungen. Auf Grund
seiner angegriffenen Gesundheit trat Wolker bis 1953 von seinen
Führungsämtern im BDKJ und DJK zurück. Die letzten Lebensjahre widmete
er der Jugendseelsorge.
Er starb am 17.7.1955 während eines Urlaubs in Milano Maittima (Italien).
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